KINDL KONGLOMERAT – Die Stadt im Bestand weiterbauen, Städtebauliches Werkstattverfahren
Grundlage der städtebaulichen Konzeption ist der Erhalt der Bestandskonstruktion der zur Zeit als Cart-Bahn genutzten Lagerhalle. Mit der Strategie des Up-cyclings und dem Weiterbauen der Bestandskonstruktion wird auf die Anforderungen zum ressourcensparenden Bauen reagiert (Nutzung der ‚graue Energie‘). Vor dem Hintergrund der gewaltigen Herausforderungen des Klimawandels sehen wir es als Verpflichtung an, die vorhandenen Ressourcen zu nutzen – und neu zu qualifizieren. Neben den ökologischen Aspekten sehen wir in der Transformation der bestehenden Industriearchitektur die Chance, die Identität des Ortes mit seiner ausgeprägten Industriekultur zu erhalten und weiter zu schreiben. Zudem bieten die offenen Hallen ein großes Entwicklungspotential für innerstädtische Gewerbenutzungen. –
Freiräume: Die Baukubaturen schaffen unterschiedliche klar unterscheidbare Freiraumtypen mit verschiedenen Nutzungs- und Gestaltungskonzepten, die sich mit den existierenden Freiräumen des Areals verweben und diese weiterdenken:
1) KINDL-Promenade: Sie erfüllt die Anforderungen an die Erschließung der Programmbausteine in der Halle. Darüber hinaus wird im Zusammenspiel mit der neuen Architektur der Halle und Bebauung an der Rollbergstraße ein öffentlicher Raum geschaffen, der über das eigentliche VOLLGUT-Areal hinaus reicht. –
Die bestehende Tragstruktur bildet die räumliche Fassung der Promenade und wird für Begrünungen u.a. mit Hopfen, Sonnensegel und Beleuchtung genutzt. Die transparenten Fassaden zu den Programmflächen der Halle bilden dabei die Schaufenster zur Promenade, die durch die Mieter*innen vielfältig bespielt werden können. Die Promenade wird als vielfältiger, nutzungsoffener und somit im besten Sinne urbaner Freiraum begriffen.
Über das Motiv der Laderampe wird ein Element eingeführt, das den linearen Freiraum zoniert (Aufenthalt / Bewegung). Die KINDL-Promenade erhält mittig geführt einen grafischen Teppich, der über die Fläche entlang der Halle hinausläuft. Dieser ist markantes Gestaltungselement und Leitsystem zugleich. Die angrenzenden Adressen, wie Schule, Mensa, BUND oder die Höfe werden mit dem für den Teppich entwickelten Schriftzug verwoben. Entlang der Promenade werden aufgehende Pflanzflächen platziert, die eine weitere Binnengliederung und Aufenthaltsorte schaffen. Sie sind auch Grundlage für die Begrünung des Tragwerks und der Fassaden.
2) Werkhöfe: Dienen zum einen der Erschließung und Belichtung der weiter hinten liegenden Einheiten der Halle. Zum anderen können sie je nach Nutzungsbelegung unterschiedlich bespielt und gestaltet werden. Diese Höfe bilden einen halböffentlichen Raum, der durch die Mieter*innengemeinschaft angeeignet werden kann. Sie können sowohl dem ruhigen Aufenthalt im Grünen dienen, als auch für handwerkliche, künstlerische oder kommerzielle Nutzer Werk- und Präsentationsraum im Freien sein. Je nach Nutzungskonzept lassen sich die Höfe kontrolliert verschließen.
3) Dachlandschaft: Das Dach der Halle wird begehbar gemacht und als Freifläche für die Schule entwickelt. Die Freifläche ist über das erste Obergeschoss der Schule erreichbar und stellt einen geschützten und überschaubaren Freiraum für die Schule dar. Außerhalb der Schulzeiten kann die Dachlandschaft für kulturelle Angebote genutzt werden. Zur öffentlichen Erschließung des Dachs wird eine großzügige skulpturale Freitreppe am Ende der KINDL-Promenade mit Anschluss an die geplanten Treppenanlage aus dem Rollberghof vorgesehen.
4) Dachgarten: Das Dach des aufgesetzten Baukörpers wird als Schulgarten und als ‚grünes Klassenzimmer‘ vorgeschlagen. Mit dem großzügigen, vielfältig bespielbaren Dachgarten wird ein wichtiger Nutzungsbaustein für die der Schule geschaffen, in der das Thema Gartenbau und Natur ein wichtiger Bestandteil des pädagogischen Konzeptes darstellt.
(Auszug Erläuterungsbericht ff-Architekten + hbj)
Ort: Neckarstraße/Rollbergstraße, Berlin-Neukölln
Verfahren: Mai – November 2021
Auftraggeber: Terra Libra Immobilien GmbH
Planungsteam: ff-Architekten Feldhusen Fleckenstein PartGmbB
und häfner jiménez betcke jarosch landschaftsarchitektur gmbh
Gewinner des Verfahrens
Visualisierungen Promenade und Dachlandschaft: ff-Architekten